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Was der Inverted bzw. Flipped Classroom als Chance verpasst!

Vor gut einem Jahr schrieb ich "Was mich am Inverted Classroom bzw. Flipped Classroom nervt" (22. Nov. 2014). Ich weiß bis heute mit der Methode nicht so richtig etwas anzufangen. Ich verstehe zwar die Motivation und die Beweggründe dahinter, aber wenn ich die teils sehr aufwendig und mit viel Engagement und Liebe produzierten Videos von Kollegen sehe, weiß ich: das ist nicht mein Ding. Aber warum? Was schreckt mich daran ab? Der Aufwand? Die mir fehlende Lehrkonzeption?

Nun habe ich aus einer Laune heraus Ende Oktober damit begonnen, Videos begleitend zu meiner Programmier-Veranstaltung zu produzieren. Es macht riesigen Spaß. Ich begann darüber nachzudenken, was ich da treibe und wo es mit den Lehr-Videos hingehen soll. Die tausendste Auflage von "Ich erklär Dir die Programmiersprache XYZ im Details" kann es ja nicht sein. Mir ist klar geworden, dass es Videos werden sollen, die Lernbegleiter sind. Die von der Gestaltung eben kein Screencast einer Vorlesung sind. Dazu entstand der folgende Beitrag: "Kritik zu Videos in der Digitalen Lehre: Massenabfertigung statt Lernbegleitung".

Mit den Gedanken aus dem erwähnten Beitrag kann ich besser ausdrücken, was mir am Flipped bzw. Inverted Classroom so wenig gefällt: Dann musst Du nämlich Videos zu allem machen, vom ganzen Lehrstoff. Du machst aus Deiner Vorlesung Videos in Masse für die Masse. Du veränderst die grundlegende Situation nicht, Du nutzt das Video nicht als Gestaltungsmittel einer Beziehungsform zum Lernen.

Als Massenkommunikation verpasst man mit Lehrvideos beim Modell des Inverted Classroom eine Chance. Als Lernbegleitung macht es für mich Sinn!

Andere suchen ebenfalls nach Wegen, dem Inverted Classroom Gestalt zu geben und das Videoformat entsprechend anzupassen, so deutlich z.B. am damaligen Kommentar von Christian Spannagel.

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