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Kunden haben, Sprachen bauen

Am Neujahrstag kam ich mit einem Unternehmer ins Gespräch. Was er denn so mache? Sein Unternehmen entwickle Software für die Wasserwirtschaft. Das fand ich natürlich spannend -- und fragte neugierig nach. Die nächsten Minuten hörte ich allerlei Interessantes: dass haufenweise Daten z.B. zu Wasserständen gesammelt werden, die Daten abgerufen, zusammengeführt, ausgewertet und visuell aufbereitet werden müssen. Ich war überrascht und meinte verblüfft: "Was es alles für Nischen gibt, mit denen sich Geld verdienen lässt! Das beeindruckt mich immer wieder!". Darauf leuchteten die Augen meines Gesprächspartners auf, als ob er mühelos mit einem Dutzend Geschäftsideen aufwarten könne:

Nischen für Softwareentwicklung gibt es viele und Geld machen kann man damit auch ...


Und er fügte augenzwinkernd hinzu:

... wenn man die Kunden hat.


Kurz darauf verriet er mir noch, dass sein Unternehmen eine eigene Programmiersprache für ihr Problemfeld (Verarbeitung von Zeitreihen, Erstellung von Reports) entwickelt habe. Er halte das für entscheidend, es habe vieles an der Software-Entwicklung vereinfacht. Man könne eine solche Sprache mit Techniken des Compilerbaus mühelos in einer Woche entwickeln. Er wundere sich, warum das nicht mehr gemacht werden würde.

Interessant, gell? Software-Entwicklung als das Problem, eine geeignete Beschreibungsform zu finden -- das kommt sicher dem einen oder anderen Leser bzw. der einen oder anderen Leserin bekannt vor, oder?

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Mit Prof. Handke im Gespräch: Vom Workbook zum Inverted Classroom

Aus dem Netz in Handkes Büro Es gibt diese schönen Momente, da führen soziale Medien zu sozialen Begegnungen im echten Leben. Ich twittere im Nachgang zur #BiDiWe16, ein Dialog mit Jürgen Handke ergibt sich, er schickt mir seine Telefonnummer, ich rufe sofort durch, wir verabreden uns. Drei Tage nach der #BiDiWe16 sitze ich bei Handke im Büro, das gleichzeitig sein beachtlich ausgestattetes Aufnahmestudio beherbergt. Es ist Freitagmorgen, 9. September 2016. Jürgen Handke ist mir kein Fremder. Ich habe zwei seiner ICM-Konferenzen besucht, auf der #BiDiWe16 in Berlin hielt er die Keynote. Er hat für seine Lehre Preise erhalten, zuletzt 2015 den Ars Legendi-Preis für exzellente Hochschullehre. Zugegeben, ich hadere mit dem Konzept des Inverted Classroom -- auch Flipped Classroom genannt. Meine Erfahrungen mit der Programmierausbildung von Informatik-Studierenden des 1. und 2. Semesters lassen mich zweifeln. Videos habe ich auch schon produziert, aber vor allem das selbstgesteuerte