Schließen Sie die Augen! Konzentrieren Sie sich! Gehen Sie in Gedanken durch das Zimmer oder den Raum, in dem Sie sich gerade befinden. Beginnen Sie, vor Ihrem geistigen Auge die Möbel umzuräumen. Wie wäre es mit ein paar Pflanzen in der Ecke? Bekommen sie dort genug Licht? Lassen Sie die Morgensonne durch das Fenster scheinen. Dann die Mittags- und zu guter letzt die Abendsonne. Gefällt Ihnen, wie sich die Lichtverhältnisse ändern? Geht es der Pflanze an ihrem Standort gut? Streichen Sie die Tapeten in Gedanken einmal rot, blau oder gelb. Wie wäre es mit grün? Mehr hellgrün oder dunkelgrün?
Ihnen geht es sicher wie mir. Ich bin mit meiner Vorstellungskraft überfordert. Ich kann mein Arbeitszimmer gedanklich zwar irgendwie einfärben, aber willentlich klare Farben aussuchen und diese Szenerie vor dem geistigen Auge so zu betrachten als sei es real -- unmöglich. Wie ich mir Lichteindrücke vorstellen soll, ich habe keine Ahnung.
Prof. Dr. Temple Grandin kann sowas. Sie beschreibt es in ihrem Buch "Thinking in Pictures". Ihr Gedächtnis speichert "Filme". Sie hat die Fähigkeit, sich in ihrer "Filmwelt" dreidimensional zu bewegen und die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sie kann auch Änderungen in der Vorstellungswelt vornehmen. Wir dürfen uns das vermutliche wie eine Simulationswelt denken, in der man beliebige Kamerafahrten machen und beliebige Eingriffe durchspielen kann. So eine Art Grand Theft Auto IV im Kopf. Wobei man nicht nur Spieler, sondern auch Spieleentwickler ist. Frau Grandin nutzt ihre Begabung zum Entwurf von Anlagen zur Viehhaltung und -schlachtung.
Es ist beeindruckend, zu welchen Ausnahme-Leistungen unser Gehirn in der Lage ist. Doch der Preis für solche Inselbegabungen scheint hoch zu sein. Temple Grandin ist Autistin. Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die die betroffenen Menschen in ihrem Vermögen zu sozialer und kommunikativer Interaktion erheblich einschränkt. Frau Grandin ist insofern eine Ausnahme, als dass sie einen Weg der Kommunikation mit uns Nicht-Autisten gefunden hat.
Doch es geht mir in diesem Beitrag weniger um den Autismus. Als ich das erste Kapitel zu Grandins Buch las, war ich beeindruckt von dieser Fähigkeit. Mit solchen Hirnleistungen kann man Dinge tun und erreichen, die Otto-Normal-Hirn verwehrt sind.
Oder?
Ja, das ist richtig. Aber wir Menschen haben uns ein wunderbares Werkzeug erschaffen, das sozusagen als "verlängertes" Hirn fungieren kann: der Computer. Mit einem Computer können wir Simulationen durchführen. Wir können uns in selbst erschaffenen Welten bewegen, können Autos crashen lassen ohne einem Dummy ein Haar zu krümmen. Wir können das Wetter vorhersagen, die Höhe der Altersrente errechnen, Risikoanalysen durchführen und und und.
Aber nutzen wir dieses Werkzeug eigentlich systematisch?
Haben Sie in Schule, Ausbildung oder Studium jemals mit Simulationen gearbeitet? Haben Ihre Lehrer, Ausbilder oder Dozenten Sie dazu animiert, selber Gedankenexperimente mit dem Rechner auszuführen. Sei es um Häuser an virtuellen Baugruben zu errichten, um zu verstehen, wie ein Staubsauber funktioniert (Wie saugt man Luft an?) und wie es auf Autobahnen zu Staus aus dem Nichts kommen kann. Welche einfachen Regeln erklären die Streifen auf dem Zebra? Haben Sie's mal am Rechner ausprobiert? Heute schon die zu erwartende Projektdauer per Monte-Carlo-Simulation ermittelt?
Der Computer ist ein wunderbares Werkzeug. Jedem von uns steht diese "Hirnprothese" zur Verfügung. Nur nutzen wir sie nicht. Jedenfalls nicht zur Modellierung und Simulation alltäglicher Phänomene. Wir haben's nicht gelernt, den Rechner als Verstehens- und Entscheidungshilfe zu verwenden; haben nicht einmal die richtigen Programme dazu zur Hand und auf dem Rechner installiert. Eigentlich schade.
Ihnen geht es sicher wie mir. Ich bin mit meiner Vorstellungskraft überfordert. Ich kann mein Arbeitszimmer gedanklich zwar irgendwie einfärben, aber willentlich klare Farben aussuchen und diese Szenerie vor dem geistigen Auge so zu betrachten als sei es real -- unmöglich. Wie ich mir Lichteindrücke vorstellen soll, ich habe keine Ahnung.
Prof. Dr. Temple Grandin kann sowas. Sie beschreibt es in ihrem Buch "Thinking in Pictures". Ihr Gedächtnis speichert "Filme". Sie hat die Fähigkeit, sich in ihrer "Filmwelt" dreidimensional zu bewegen und die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sie kann auch Änderungen in der Vorstellungswelt vornehmen. Wir dürfen uns das vermutliche wie eine Simulationswelt denken, in der man beliebige Kamerafahrten machen und beliebige Eingriffe durchspielen kann. So eine Art Grand Theft Auto IV im Kopf. Wobei man nicht nur Spieler, sondern auch Spieleentwickler ist. Frau Grandin nutzt ihre Begabung zum Entwurf von Anlagen zur Viehhaltung und -schlachtung.
Es ist beeindruckend, zu welchen Ausnahme-Leistungen unser Gehirn in der Lage ist. Doch der Preis für solche Inselbegabungen scheint hoch zu sein. Temple Grandin ist Autistin. Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die die betroffenen Menschen in ihrem Vermögen zu sozialer und kommunikativer Interaktion erheblich einschränkt. Frau Grandin ist insofern eine Ausnahme, als dass sie einen Weg der Kommunikation mit uns Nicht-Autisten gefunden hat.
Doch es geht mir in diesem Beitrag weniger um den Autismus. Als ich das erste Kapitel zu Grandins Buch las, war ich beeindruckt von dieser Fähigkeit. Mit solchen Hirnleistungen kann man Dinge tun und erreichen, die Otto-Normal-Hirn verwehrt sind.
Oder?
Ja, das ist richtig. Aber wir Menschen haben uns ein wunderbares Werkzeug erschaffen, das sozusagen als "verlängertes" Hirn fungieren kann: der Computer. Mit einem Computer können wir Simulationen durchführen. Wir können uns in selbst erschaffenen Welten bewegen, können Autos crashen lassen ohne einem Dummy ein Haar zu krümmen. Wir können das Wetter vorhersagen, die Höhe der Altersrente errechnen, Risikoanalysen durchführen und und und.
Aber nutzen wir dieses Werkzeug eigentlich systematisch?
Haben Sie in Schule, Ausbildung oder Studium jemals mit Simulationen gearbeitet? Haben Ihre Lehrer, Ausbilder oder Dozenten Sie dazu animiert, selber Gedankenexperimente mit dem Rechner auszuführen. Sei es um Häuser an virtuellen Baugruben zu errichten, um zu verstehen, wie ein Staubsauber funktioniert (Wie saugt man Luft an?) und wie es auf Autobahnen zu Staus aus dem Nichts kommen kann. Welche einfachen Regeln erklären die Streifen auf dem Zebra? Haben Sie's mal am Rechner ausprobiert? Heute schon die zu erwartende Projektdauer per Monte-Carlo-Simulation ermittelt?
Der Computer ist ein wunderbares Werkzeug. Jedem von uns steht diese "Hirnprothese" zur Verfügung. Nur nutzen wir sie nicht. Jedenfalls nicht zur Modellierung und Simulation alltäglicher Phänomene. Wir haben's nicht gelernt, den Rechner als Verstehens- und Entscheidungshilfe zu verwenden; haben nicht einmal die richtigen Programme dazu zur Hand und auf dem Rechner installiert. Eigentlich schade.