Ein "if" realisiert eine binäre Entscheidung. Bei statisch typisierten Sprachen wird abhängig von einem Booleschen Wert im "true"-Fall entweder das eine oder im "false"-Fall das andere gemacht. Auch wenn eine dynamisch typisierte Sprache die Booleschen Werte "true" und "false" kennt, ist das Verhalten für ein "if" meist anders definiert: Für jeden beliebigen Wert außer "false" tue dieses, für den Wert "false" jenes. Manchmal heißt es sogar: Für jeden Wert außer "false" und "nil" tue dieses, sonst jenes. Wissen Sie, warum statisch und dynamisch typisierte Sprachen sich so unterschiedlich verhalten?
Statisch typisierte Sprachen nutzen die Typüberprüfung vor der Ausführung des Codes, um festzustellen, ob die "if"-Entscheidung tatsächlich binär ist. Das ist durch den Booleschen Datentypen garantiert, wenn die Typüberprüfung erfolgreich ist.
Dynamisch typisierte Sprachen überprüfen die Typen zur Laufzeit. Wenn bei einem "if" kein Boolescher Datenwert genutzt wird, könnte eine Ausnahme (Exception) geworfen werden -- dann würde ein "if" jedoch eine ternäre und keine binäre Entscheidung mehr treffen: Mache dieses im "true"-Fall, jenes im "false"-Fall und was gänzlich anderes, wenn ein sonstiger Wert vorliegt. Um das binäre Entscheidungsverhalten aufrecht zu erhalten, muss man ein, zwei Werte wie ein logisches "false" und alle anderen Werte wie logisch "true" interpretieren.
Dass "nil" oft ebenfalls als "false" zählt, hat einen Grund: Vielfach hat "nil" bei dynamisch typisierten Sprachen die Sonderfunktion, "Nichts" als Wert zurückzugeben, wenn es keine andere Lösung gibt, statt einen Fehler per Exception zu werfen. Dynamisch typisierte Sprachen halten so die Ausführung eines Programms so lange wie möglich aufrecht, ohne durch Exceptions aus dem Ausführungsfluss geworfen zu werden.