Eine kleine Anekdote: In der Vorlesung zu den Grundlagen der Informatik sprach ich heute von Rekursion und Iteration. Ich erklärte, was Rekursion ist. Die Studierenden merkten auf und unterbrachen mich: "Sie meinen Rekursion!". "Wie bitte? Habe ich etwas anderes gesagt?" "Ja, sie sagten Iteration." "Oh sorry, ich meinte Rekursion." Da hatte mir mein Hirn einen Streich gespielt, der mir vollkommen unbemerkt blieb. Ich glaubte mich etwas sagen zu hören, was ich nicht gesagt hatte. Kennen Sie das? Haben Sie bestimmt auch schon einmal erlebt.
Also startete ich einen neuen Versuch "Rekursion ist, wenn sich die Funktion selber wieder aufruft." Und schoss die Frage hinterher: "Habe ich Rekursion gesagt?" "Ja", lautete die Antwort unisono.
Während ich weiter sprach, blieben meine Gedanken an der letzten Frage hängen: Irgendwie war die Frage dumm gewesen. Stellen Sie sich einmal vor, das wäre nur mein Gedanke, meine Sprachabsicht gewesen. Tatsächlich hätte ich aber (fälschlicherweise) gesagt: "Iteration ist, wenn sich die Funktion selber wieder aufruft". Und meine Frage wäre mir ebenso falsch über die Lippen gekommen "Habe ich Iteration gesagt?". Dann wäre die Antwort der Studierenden mit "Ja" ebenso korrekt gewesen. Sprich, meine Nachfrage "Habe ich Rekursion gesagt?" war vollkommen unsinnig und überflüssig. Zumindest aus einer logischen Betrachtungsweise. Wenn mein Hirn mir einen Streich spielt und mir meine gedachten Worte unbemerkt mit der Lautbildung eines anderen Wortes über die Lippen kommen, dann bin ich chancenlos. Oder?
In der Tat bin ich das, wenn mein Gehör die Rede anderer ebenso konsistent falsch hört. Die eigene Rede ist davon ausgenommen, da das Ohr bezüglich der eigenen Rede extrem voreingenommen ist. Es weiß ja, was es hören soll -- und das verführt zu einer gewissen Nachlässigkeit. Also muss das Sprechen und das Hören zeitlich entzerrt werden. Ich muss aktiv Feedback einholen. Und solange die Anteile zur Sprachbildung und Spracherkennung nicht über den gleichen Fehler gekoppelt sind, dann sind Abweichungen erkennbar, wenn man das richtige Feedback einfordert.
Wie hätte nach meiner Erläuterung der Rekursion die Nachfrage lauten sollen? Richtig: "Wie nennt man den Prozess des Selbstaufrufs einer Funktion." Die Studis hätten "Rekursion" gesagt und ich hätte eine Chance zur Fehlererkennung gehabt, da mein Sprechen das Wort nicht wieder falsch einbringen konnte.
Die Moral von der Geschicht? Stellen Sie niemals Ja/Nein-Fragen, wenn Sie Ihren Geisteszustand überprüfen wollen. Oder, um den Bezug zum Software Engineering herzustellen: Stellen Sie einem Kunden, wenn Sie z.B. Anforderungen erheben wollen, möglichst keine Ja/Nein-Fragen. Ja/Nein-Fragen erhöhen das Risiko, dass Sie eigene Inkonsistenzen oder ein irrtümliches Verständnis nicht aufdecken.
Also startete ich einen neuen Versuch "Rekursion ist, wenn sich die Funktion selber wieder aufruft." Und schoss die Frage hinterher: "Habe ich Rekursion gesagt?" "Ja", lautete die Antwort unisono.
Während ich weiter sprach, blieben meine Gedanken an der letzten Frage hängen: Irgendwie war die Frage dumm gewesen. Stellen Sie sich einmal vor, das wäre nur mein Gedanke, meine Sprachabsicht gewesen. Tatsächlich hätte ich aber (fälschlicherweise) gesagt: "Iteration ist, wenn sich die Funktion selber wieder aufruft". Und meine Frage wäre mir ebenso falsch über die Lippen gekommen "Habe ich Iteration gesagt?". Dann wäre die Antwort der Studierenden mit "Ja" ebenso korrekt gewesen. Sprich, meine Nachfrage "Habe ich Rekursion gesagt?" war vollkommen unsinnig und überflüssig. Zumindest aus einer logischen Betrachtungsweise. Wenn mein Hirn mir einen Streich spielt und mir meine gedachten Worte unbemerkt mit der Lautbildung eines anderen Wortes über die Lippen kommen, dann bin ich chancenlos. Oder?
In der Tat bin ich das, wenn mein Gehör die Rede anderer ebenso konsistent falsch hört. Die eigene Rede ist davon ausgenommen, da das Ohr bezüglich der eigenen Rede extrem voreingenommen ist. Es weiß ja, was es hören soll -- und das verführt zu einer gewissen Nachlässigkeit. Also muss das Sprechen und das Hören zeitlich entzerrt werden. Ich muss aktiv Feedback einholen. Und solange die Anteile zur Sprachbildung und Spracherkennung nicht über den gleichen Fehler gekoppelt sind, dann sind Abweichungen erkennbar, wenn man das richtige Feedback einfordert.
Wie hätte nach meiner Erläuterung der Rekursion die Nachfrage lauten sollen? Richtig: "Wie nennt man den Prozess des Selbstaufrufs einer Funktion." Die Studis hätten "Rekursion" gesagt und ich hätte eine Chance zur Fehlererkennung gehabt, da mein Sprechen das Wort nicht wieder falsch einbringen konnte.
Die Moral von der Geschicht? Stellen Sie niemals Ja/Nein-Fragen, wenn Sie Ihren Geisteszustand überprüfen wollen. Oder, um den Bezug zum Software Engineering herzustellen: Stellen Sie einem Kunden, wenn Sie z.B. Anforderungen erheben wollen, möglichst keine Ja/Nein-Fragen. Ja/Nein-Fragen erhöhen das Risiko, dass Sie eigene Inkonsistenzen oder ein irrtümliches Verständnis nicht aufdecken.